Institut für Kultur Semiotik

Ökosemiotik

Grundidee der „Solidarische Landwirtschaft Gemeinschaftsgärtnerei Wildwuchs“
Wennigsen, den 23.2.2012 

Eine gesunde Agrikultur braucht das Land

„Etwas ist faul…“ im Agrarstaat Deutschland: Die Zeitungen melden täglich neue Lebensmittelskandale und die Verbraucher – mit ihrem Interesse an gesunder Ernährung – blicken besorgt auf das zunehmende Höfesterben in der bäuerlichen Landwirtschaft. Mittlerweile geben die meisten kleinen Gemüse-, Fleisch- und Milchbauernhöfe, unter dem Konkurrenzdruck der landwirtschaftlichen Massenproduktion und Massentierhaltung, auf. Und während die großen landwirtschaftlichen Industriebetriebe die Erzeugungskosten zu Lasten der Lebensmittelqualität und zu Lasten der Verbrauchergesundheit einsparen, tauchen diese Kosten in den Staatshaushalten für die Steuerzahler als Krankheitskosten wieder auf. Das Prinzip ist bekannt: Gewinne werden privatisiert, Kosten werden sozialisiert. Um den Verbraucher tobt ein gnadenloser unsolidarischer und ruinöser Niedrigpreiswettkampf, den die kleinen Bauernhöfe – aber eben damit letztlich auch die Verbraucher – nur verlieren können.

Alternatives Handeln ist gefragt. Doch was kann der Verbraucher tun? Wie kann er aktiv mit dazu  beitragen, dass eine nachhaltige, ökologische, dezentrale, kleinräumige, überschaubare und solidarische Landwirtschaft entsteht, die in der Lage ist, unter ethisch und ökologisch vertretbaren Bedingungen, gesunde und schmackhafte Lebensmittel zu erzeugen? Was kann der Verbraucher also für eine gesunde Agrikultur tun? Kann er überhaupt etwas tun?

Ja – mit der „Solidarischen Landwirtschaft“ (SOLAWI) ergreifen Verbraucher und kleine Erzeugerbauernhöfe jetzt die Initiative. Unter „Solidarischer Landwirtschaft“ wird eine Erzeuger-Koproduzent-Gemeinschaft verstanden, die ihre Verantwortung für eine gesunde Agrikultur ernst nimmt und praktisch umsetzt. Die Mitglieder der SOLAWI sind Koproduzenten, indem sie sich verpflichten, die Ernte eines kleinen Bauernhofes zu einem Festbetrag abzunehmen und unter sich – ohne anonymen Zwischenhandel – aufzuteilen. Solidarisch wird dieses Modell aus folgenden Gründen genannt: Auf der Grundlage wirtschaftlicher Kostenberechnungen werden die Beiträge zum Bezug der Lebensmittel gemeinschaftlich zwischen Erzeugern und Koproduzenten ausgehandelt. Für ihre Beiträge erhalten die Mitglieder der SOLAWI  bestimmte Ernteanteile, die aus selbst verwalteten Depots oder direkt ab Hof wöchentlich abgeholt werden können.

„Fair“ bedeutet: jedem Beitrag als Anteil an den Gesamtkosten entspricht ein Ernteanteil an der Gesamternte. Die Beiträge sind deshalb keine Marktpreise, sondern Anteile an der Wertschöpfung. Die Beiträge bemessen sich nach einem Richtwert, der anhand des Jahresbudgets ermittelt wird.

Bei der Jahresversammlung wird dann von jedem Mitglied ein Gebot abgegeben, bis es zu einer Deckung des Budgets kommt. Dies funktioniert nach dem solidarischen Prinzip, so dass auch finanziell schwächer gestellte Verbraucher an der SOLAWI teilnehmen können, wenn andere dafür etwas mehr geben.

Innerhalb dieser neuen wirtschaftlichen Beziehungen können die Koproduzenten als „MitgärtnerInnen“ Einfluss auf die Pläne der Lebensmittelerzeugung nehmen. Sie können sich persönlich durch freiwilligen Einsatz an der Wertschöpfung und an der Landschaftspflege beteiligen oder sie können auch im eigenen Interesse über Investitionseinlagen mithelfen, die Struktur des Betriebes zu erweitern und zu verbessern. Es wird möglich, Ideen gemeinschaftlich auszuprobieren und umzusetzen.

Die Details der Solidarischen Landwirtschaft werden in einer Vereinbarung zwischen Verbrauchern und Erzeugern geregelt. Wenn Sie sich, lieber Verbraucher, mit den Grundgedanken vertraut gemacht haben, können Sie als KoproduzentIn und als „MitgärtnerIn“ der SOLAWI beitreten.

Diese „Solidarische Landwirtschaft“ garantiert Ihnen Lebensmittel von höchster Qualität zu fairen Beiträgen und gleichzeitig setzen Sie sich langfristig, allein durch ihre solidarische Teilnahme, für eine gesunde Agrikultur ein.